EINE HANDVOLL REIS

 

Eine Handvoll Reis genügt, heißt es, um einen Menschen einen Tag lang zu ernähren. Das ist nicht gerade viel, wahrhaft kein luxuriöses Mahl. Doch mehr noch als Weizen, Hirse oder andere Getreidesorten symbolisiert die Handvoll Reis das menschliche Überleben. Das einzelne Reiskorn ist klein. Wussten Sie, dass eine Handvoll Reis rund 2.000 Reiskörner enthält? Sehr viele Reiskörner fur diese überschaubare Menge. Ein 50 kg schwerer Sack Reis enthält schon ca. 3 Millionen Reiskörner. In unvorstellbare Dimensionen führt uns ein altes persisches Märchen, in dem der König seinem Diener einen scheinbar harmlosen Wunsch erfüllen will: Der wünscht sich auf dem ersten Feld eines Schachbretts 1 Reiskorn, dann auf jedem weiteren der 64 Felder die jeweils doppelte Anzahl. In der Gesamtmenge ergibt das 18.446.744.073.709.551.615 Reiskörner. Diese Zahl übersteigt jedes vorstellbare Maß, so viele Reiskörner gibt es auf der ganzen Welt nicht. Die Reiskörner auf dem Schachbrett entsprächen einem Gebirgsmassiv von der Größe der Zugspitze, immerhin Deutschlands höchstem Berg. 

 

Vom Berg – dem unüberschaubaren Ganzen – zurück zum Korn – dem Detail. Beim Vergleich einzelner Reiskörner stellt man fasziniert fest: Keines gleicht dem anderen. Jedes Reiskorn ist ein Individuum, sieht einzigartig aus, hat seine ganz eigene Form, seine eigene Farbigkeit und Oberfläche. Aus den Fotografien der einzelnen Reiskörner einer Handvoll Reis ergeben sich Porträts von etwa 2.000 Individuen, die – vergrößert ausgedruckt und in einer Rastermatrix ausgestellt – den Betrachter in das seltsame Spannungsfeld zwischen Einzigartigkeit und Menge entführen.


Aus diesem Spannungsfeld der Bedeutung des Einzelnen als Individuum in der Menge, des ästhetischen Vergnügens des Anschauens und der Überraschung, aus der unüberschaubaren Menge heraus auf das Einzelne zu fokussieren, entstand die Idee, Bilder von Reis und seine Bedeutung für die Menschen in einem künstlerischen Projekt zu verarbeiten.

 



DAS REISKORN PROJEKT

Man steht vor einer Wand mit den Fotos von Reiskörnern. Der Gedanke an eine Handvoll Reis als Grundmenge des täglichen Nahrungsbedarfs entsteht fast unweigerlich – das einzelne Reiskorn ist zunächst völlig bedeutungslos. In dem Moment, in dem man das Reiskorn aber einzeln betrachtet, fällt seine Individualität auf. Kein Reiskorn sieht aus wie das andere, jedes ist einzigartig.
Das einzelne Reiskorn geht aber auch wieder in der Menge auf. Man tritt ein paar Schritte zurück und sieht die ganze Handvoll Reis als Bilderfolge an der Wand – man tritt einen Schritt näher und  betrachtet das Reiskorn als Einzelnes. Aus der Handvoll Reis wird jetzt eine große Zahl an Individuen.
Zuallererst fragt man sich, was auf diesen Fotografien zu sehen ist. Brotlaibe? Gelbe Zucchini? Bernstein? Dass es Reiskörner sind, überrascht fast jeden – und mehr noch, wie unterschiedlich die einzelnen Reiskörner aussehen. Genau wie Menschen.

Eine Handvoll Reis und die künstlerische Untersuchung des Wechselspiels zwischen Individuum und Masse stand am Anfang. Doch das Bild vom Reis als Grundnahrungsmittel hat auch ein Bedeutungspotenzial für unser soziales Miteinander. Daraus entwickelt sich der Gedanke, diese künstlerischen Betrachtungen auszuweiten. Es kommt zur Begegnung von Kunst und Charity.
Damit wird die Frage, wo der Reis herkommt, zu einem wichtigen Teil des künstlerischen Konzepts. In Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen und mit Medienbegleitung wird ein Sack Reis mit seinen ca. 3 Millionen Reiskörnern zur Grundlage des Projekts. Der Reis wird vor Ort bei einem erfolgreich verlaufenden Hilfsprojekt eingekauft.

Alle Reiskorn-Porträts, die in diesem Projekt entstehen, werden Unikate sein. Die einzelnen Fotografien werden fortlaufend nummeriert. Jede Fotografie wird nur ein einziges Mal existieren, es wird keine Vervielfältigungen geben. Das Unikat ist die konsequente Bestätigung der Individualität und wichtiger Teil des Projekts.


Alle Reiskorn-Porträts stehen zum Verkauf. Ein erheblicher Anteil der Verkaufserlöse wird Hilfsorganisationen für die Förderung von Projekten zur Verfügung gestellt. Nach Deckung der Honorare, Herstellungs-, Werbe- und Vertriebskosten wird der Überschußanteil weitergegeben.

Die Förderung von Hilfsprojekten ist ein wesentlicher Bestandteil des künstlerischen Konzepts. So wird jeder Käufer Teil eines Ganzen – wie die Reiskörner gemeinsam einen Zentner ergeben, summiert sich auch die Hilfe jedes Einzelnen. Von privaten und öffentlichen Ausstellungen über Museen, Galerien und Unternehmen bis zur  Wohnzimmerwand soll DAS REISKORN PROJEKT dazu anregen, über die Bedeutung des Reises und die Kraft des Einzelnen – im künstlerischen und übertragenen Sinne – nachzudenken. Ein Sack Reis aus einem erfolgreichen Förderprojekt kann damit über die individuellen Portraits der Reiskörner zur Basis weitreichender Veränderung werden.